Wisdom und Divine Umanah sind seit 2018 in Deutschland, haben hier die Schule besucht, und wollten im Herbst Ausbildungen in Mangelberufen anfangen. Statt bei ihrer Zeugnisvergabe zu sein, sitzen die beiden seit dem 21.06.2024 in der Abschiebungshaft in Ingelheim und sollen morgen nach Lagos, Nigeria abgeschoben werden.
Abschiebung statt Ausbildung? Wir finden: Das geht gar nicht! Divine und Wisdom Umanah sollen bleiben! Unterstützen Sie uns und unterschreiben Sie die Petition:
https://innn.it/abschiebung-statt-weiterbildung-wisdom-und-divine-durfen-nicht-zuruck-nach-nigeria
In seiner Antrittsrede vorgestern vor dem Landtag sagte der neue rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer: „Egal woher Du kommst, egal woher Deine Eltern kommen, egal was sie mitbringen, egal wo Du lebst, wenn Du bereit bist etwas zu tun, zu leisten, dann werden wir in unserem Bildungssystem, in unseren Bildungsangeboten überall in Rheinland-Pfalz Dich dabei begleiten“.
Der Flüchtlingsrat RLP e.V. begrüßt diesen Ansatz sehr. Ein gleichberechtigter Zugang zur Bildung ist eine unabdingbare Voraussetzung für ein gelingende Integration.
Dies wird bei David Umanah und Wisdom David Umanah, zwei junge Erwachsene aus Nigeria, wohl nicht zutreffen: Sie haben zwar bewiesen, dass sie bereit sind, etwas zu leisten begleitet werden sie in ihrem Bildungswerdegang aber nicht. Im Gegenteil. Sie befinden sich seit zwei Wochen in der Abschiebehaft in Ingelheim und sollen heute nach Lagos abgeschoben werden.
Dabei waren Wisdom und Divine Umanah guter Dinge, als sie sich am 21.06.2024 auf dem Weg zur Ausländerbehörde Alzey-Worms machten. Das Schuljahr war vorbei, die Prüfungen geschafft. Bald würden sie ihre Abschlusszeugnisse in den Händen halten, und dann im Herbst mit einer Ausbildung beginnen.
Wisdom hat einen Ausbildungsvertrag mit der Uniklinik Frankfurt, um dort ab Oktober eine Ausbildung zur Pflegefachkraft zu beginnen.
Divine hatte gerade seine Fachhochschulreife absolviert und wollte ab Oktober eine Ausbildung als Fliesenleger beginnen. Der Vertrag liegt zu diesem Zeitpunkt schon bei der Handwerkskammer vor.
Dann kam der Schock. Bei der Ausländerbehörde wartet die Polizei auf die beiden und bringt sie mit Handschellen gefesselt in die Abschiebungshaft nach Ingelheim. Unwissentlich waren die beiden ihren ausländerrechtlichen Verpflichtungen nicht nachgekommen und dadurch am Ende ohne Aufenthaltstitel hier. Der Preis dafür ist hoch: Am Freitag, den 12. Juli sollen die beiden nach Nigeria abgeschoben werden.
Zu hoch, findet der ehemalige Klassenlehrer von Wisdom, Jochen Hiber: „Bei allem Verständnis für die juristische Ebene, die es natürlich in diesem Fall gibt, fehlt mir das Verständnis für die anderen Ebenen. Es ist klar, dass wenn es rechtliche Verfehlungen gab, diese bestraft werden müssen. Aber eben angemessen. Eine Abschiebung für die beiden, ist nicht verhältnismäßig. Insbesondere da die beiden hier in kurzer Zeit Unglaubliches geleistet haben: Sie haben ihr Leben auf die Reihe bekommen, mit guten Zeugnissen Schulabschlüsse gemacht und wollten nun Ausbildungen in Mangelberufen beginnen.“
Lisa Kurapkat vom Projekt „Bleiberecht und Perspektiven“ ergänzt: „Das ist jetzt schon die dritte Abschiebung, von der wir dieses Jahr erfahren und bei der ein anstehender Ausbildungsbeginn nicht ausreichend war, um Bleibeperspektiven zu eröffnen. Über die Absurdität angesichts des Fachkräftemangels müssen wir hier nicht lange reden, die ist offensichtlich. Gerade auf der menschlichen Seite, hinterlässt ein solches Vorgehen tiefe Kerben. Allen voran bei den beiden Brüdern, die hier in Deutschland Zuhause sind. Aber auch bei Wegbegleiter*innen, wie Lehrer*innen, Freund*innen, der Kirchengemeinde und den Ausbildungsbetrieben, für die die beiden Brüder auf ganz unterschiedliche Weise ein großer Gewinn sind.“
Der SWR hat schon berichtet: https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/mainz/protest-gegen-abschiebung-von-zwei-bruedern-aus-nigeria-in-armsheim-100.html