Pressemitteilung
English version below
Die Abschiebung von Herrn R., einem werdenden Vater, nur wenige Wochen vor der Geburt seines Kindes, ist ein alarmierendes Beispiel für die Unmenschlichkeit der aktuellen Flüchtlingspolitik in Deutschland. Die Entscheidung, Herrn R. von seiner hochschwangeren Frau Jihan Ali zu trennen, verletzt nicht nur grundlegende humanitäre Prinzipien, sondern auch das im Grundgesetz verankerte Recht auf Familie.
Herr R. und Jihan Ali haben sich 2021 in Griechenland kennengelernt. In einer schwierigen Zeit, geprägt von Depressionen, fand Herr R. in der Beziehung zu Jihan Ali. Stabilität und Halt. Gemeinsam suchten sie in Deutschland Schutz und wurden zunächst in der Erstaufnahmeeinrichtung Lebach/Saarland untergebracht. Durch bürokratische Entscheidungen wurden sie wieder auseinandergerissen: Herr R. wurde nach Rheinland-Pfalz (Trier) umverteilt, wodurch er gezwungen war, Ausnahmegenehmigungen zu beantragen, um Jihan Ali in Lebach besuchen zu können. Als ihm dies verwehrt wurde, entschied er sich, trotz des Verbots, weiterhin bei seiner Partnerin zu bleiben – eine Entscheidung, die ihn in den Augen der Behörden als „untergetaucht“ erscheinen ließ.
Die Situation eskalierte, als Herr R. Ende August bei einer Personenkontrolle in Aachen festgenommen wurde, während er auf dem Weg zu einer Beerdigung war, bei der er den Sarg eines Familienangehörigen seiner Frau tragen sollte. Seitdem war er in Abschiebehaft, zunächst in Büren, später in der GfA Ingelheim.
Trotz der belastenden Situation unternahm Herr R. alles, um Verantwortung für seine Familie zu übernehmen. Gemeinsam mit seiner Frau stellte er einen Antrag auf vorgeburtliche Vaterschaftsanerkennung. Doch dieser wurde von den Behörden abgelehnt, unter der Begründung, dass Herr R. ausreisepflichtig sei und sein Antrag als „rechtsmissbräuchlich“ angesehen werde. Ein vorgeburtlicher DNA-Test, der seine Vaterschaft bestätigen könnte, wurde von medizinischer Seite als zu riskant für die Gesundheit von Mutter und Kind eingeschätzt.
Vor dem Amtsgericht in Bingen läuft eine Klage gegen die Ablehnung der Vaterschaftsanerkennung – die jedoch keine aufschiebende Wirkung auf die Abschiebung hat. Somit bleibt das Risiko, dass Herr R. am Mittwoch, den 04.12.2024 abgeschoben wird. Der Versuch, das rheinland-pfälzische Integrationsministerium um ein Eingreifen zu bitten, blieb ohne Reaktion.
„Die Abschiebung von Herrn R. ist eine bittere Anklage gegen die deutsche Asylpolitik,“ sagt Annika Kristeit vom Flüchtlingsrat RLP. „Hier wird ein werdender Vater aus seiner Familie gerissen. Solche Entscheidungen sind nicht nur unmenschlich, sie untergraben auch das Vertrauen in unsere humanitären Grundsätze.“
Wir fordern die sofortige Überprüfung dieses Falls und die Möglichkeit für Herrn R., zu seiner Familie zurückzukehren und seine Rolle als Vater wahrzunehmen. Die Trennung einer Familie kurz vor der Geburt eines Kindes darf in Rheinland-Pfalz, einem Land, das sich auf humanitäre Werte beruft, nicht stattfinden.
Press release
Impending family separation due to deportation: Father set to be deported just weeks before his child’s birth
Ingelheim, December 3, 2024
The impending deportation of Mr. R., an expectant father, just weeks before the birth of his child, is a stark example of the inhumanity of current refugee policies in Germany. The decision to separate Mr. R. from his heavily pregnant wife, Jihan Ali, not only violates fundamental humanitarian principles but also contravenes the constitutionally enshrined right to family unity.
Mr. R. and Jihan Ali met in Greece in 2021. In a challenging time marked by depression, Mr. R. found stability and solace in his relationship with Jihan Ali. Together, they sought refuge in Germany and were initially housed at the reception center in Lebach, Saarland. Bureaucratic decisions subsequently forced them apart: Mr. R. was relocated to Rhineland-Palatinate (Trier), requiring him to apply for special permits to visit Jihan Ali in Lebach. When these were denied, he chose to stay with his partner despite the restrictions—a decision that authorities deemed as “going underground.”
The situation escalated when Mr. R. was arrested during a police check in Aachen at the end of August while traveling to a funeral, where he was to carry the coffin of a relative of his wife. Since then, he has been held in deportation detention, first in Büren and later at the deportation detention in Ingelheim.
Despite the stressful circumstances, Mr. R. has taken every effort to fulfill his responsibilities to his family. Together with his wife, he applied for prenatal acknowledgment of paternity. However, this request was denied by authorities on the grounds that Mr. R. is obliged to leave the country, deeming the application “abusive.” A prenatal DNA test that could confirm his paternity was ruled too risky for the health of the mother and unborn child by medical professionals.
A lawsuit challenging the rejection of the paternity acknowledgment is pending before the Bingen District Court, but this has no suspensive effect on the deportation. As a result, there remains a risk that Mr. R. will be deported on Wednesday, December 4, 2024. Attempts to seek intervention from the Rhineland-Palatinate Ministry of Integration have gone unanswered.
“The deportation of Mr. R. is a bitter indictment of German asylum policy,” said Annika Kristeit of the Refugee Council RLP. “A father-to-be is being torn away from his family here. Such decisions are not only inhumane but also undermine trust in our humanitarian principles.”
We call for an immediate review of this case and for Mr. R. to be allowed to return to his family and assume his role as a father. The separation of a family shortly before the birth of a child must not occur in Rhineland-Palatinate, a state that prides itself on its humanitarian values.