Der kürzlich erschienene Bericht der Rosa-Luxemburg-Stiftung RLP „Schöner Wohnen in Rheinland-Pfalz – Herausforderungen für eine soziale Wohnungspolitik“ legt eindrücklich offen, wie prekär die Lage auf dem Wohnungsmarkt in unserem Bundesland ist — insbesondere für einkommensschwache Haushalte und Menschen in ländlichen Regionen. Der Flüchtlingsrat Rheinland-Pfalz möchte die Erkenntnisse dieses Berichts aufgreifen und um die Perspektive geflüchteter Menschen erweitern, die in der Studie zwar nicht explizit genannt werden, in der Realität aber besonders stark von Wohnungsknappheit, Diskriminierung und sozialer Ausgrenzung betroffen sind.
Kernerkenntnisse des Berichts
1. Dramatische Lage für einkommensschwache Haushalte
Der Bericht macht deutlich, dass für viele Menschen mit geringem Einkommen der Wohnraum zunehmend unbezahlbar wird. Große Teile des Mietwohnungsmarktes sind marktwirtschaftlich organisiert — mit der Folge, dass Anbieter:innen Rendite erwirtschaften wollen, was Miet- und Immobilienpreise grundsätzlich in die Höhe treibt. Gerade Haushalte mit kleinen Einkommen (z. B. unter 1.500 €) und Menschen mit eingeschränkter Mobilität sind laut Bericht besonders gefährdet.
Ferner führt der Mangel an Sozialwohnungen dazu, dass viele Anspruchsberechtigte keine Wohnung finden — sie müssen höhere Mieten akzeptieren oder in andere, oft weniger attraktive oder schlecht angebundene Gegenden ausweichen.
2. Fehlende sozialpolitische Steuerung und falscher Neubauansatz
Der Bericht kritisiert, dass Neubauten häufig im „falschen Segment“ entstehen — also dort, wo der Markt hohe Renditen verspricht, anstatt bedarfsgerecht bezahlbaren Wohnraum für Menschen mit geringem Einkommen zu schaffen. Zudem sei der Abbau von Sozialwohnungen problematisch und eine bewusste soziale Steuerung der Wohnungspolitik fehle weitgehend.
3. Ländlicher Raum: Andere Probleme, gleiche Dringlichkeit
Rheinland-Pfalz ist stark ländlich geprägt — und das bringt laut Studie eigene Herausforderungen mit. Im ländlichen Raum gibt es oft kaum Mietwohnungen, sondern viele Eigenheime. Für einkommensschwache Haushalte bedeutet das: Die Wohnortwahl ist extrem eingeschränkt, weil sie sich Eigentum meist nicht leisten können und Mietwohnungen rar sind.
Gleichzeitig steigt in einigen ländlichen Regionen — insbesondere in Gebieten nahe Ballungszentren oder entlang des Rheins — der Miet- und Preisdruck an, wodurch frühere strukturelle Unterschiede zwischen Stadt und Land zunehmend verschwimmen.
4. Politische und gesellschaftliche Folgen: soziale Spaltung und demokratische Defizite
Der Bericht warnt, dass der Wohnungsmangel und die Verdrängungsprozesse nicht nur eine soziale, sondern auch eine demokratische Dimension haben. Menschen, die von Wohnungsnot betroffen sind — häufig einkommensschwache oder marginalisierte Gruppen — hätten oft wenig Mitspracherecht und gesellschaftliche Teilhabe.
Zudem könne der Mangel an bezahlbarem Wohnraum politische Frustration befördern und rechten, autoritären Bewegungen Zulauf verschaffen — wenn demokratische Teilhabe und soziale Sicherheit fehlen.
Warum wir den Blick auf geflüchtete Menschen ergänzen müssen
Die Studie ist in vielerlei Hinsicht wichtig und trifft zentrale Problempunkte. Doch an einer Stelle bleibt sie unvollständig: Die Wohnsituation von geflüchteten Menschen taucht dort nicht ausdrücklich auf — obwohl sie in der Praxis häufig besonders stark von Wohnungsknappheit, Diskriminierung, sozialer Ausgrenzung, oft beengten und unsicheren Wohnverhältnissen betroffen sind.
Gerade in Regionen, wo Mietwohnungen rar sind, oder bei Sozialwohnungen, die für alle einkommensschwachen Haushalte gebraucht werden, verschärft sich der Wettbewerb. Hinzu kommen oft bürokratische Hürden, geringe Chancen auf stabile Mietverhältnisse und Rassismus auf dem Wohnungsmarkt.
Nur wenn wir soziale Wohnungspolitik konsequent und mit Blick auf alle betroffenen Gruppen denken, kann das Grundrecht auf Wohnen wirklich umgesetzt werden.
Den vollständigen Bericht können Sie hier herunterladen und lesen:
„Schöner Wohnen in Rheinland-Pfalz – Herausforderungen für eine soziale Wohnungspolitik“
Wir laden alle Interessierten — engagierte Bürger:innen, Politiker:innen, zivilgesellschaftliche Gruppen — ein, den Bericht zur Kenntnis zu nehmen, darüber zu diskutieren und mit uns gemeinsam dafür einzutreten, dass Wohnen kein teures Gut bleibt, sondern ein Grundrecht für alle.

